Dominik Klein beim HV OVI: „Lass mal wieder abklatschen“
24. Februar 2020
Oberviechtach (gud). Dominik Klein beim HV OVI: „Lass mal wieder abklatschen“
Überzeugend und authentisch – welcher Redner würde sich nicht freuen, mit diesen Attributen in einem Atemzug genannt zu werden? Sicherlich auch Dominik Klein, der am Vorabend noch in Berlinals Keynote-Speaker bei einem Weltunternehmen auftrat. Aber schon am nächsten Morgen stand er bereits kurz vor 9 Uhr in der Halle und trainierte eine männliche Handball-Auswahl des Ortenburg-Gymnasiums. Weitere drei Trainingseinheiten mit einer weiblichen OGO-Mannschaft sowie am Nachmittag mit zwei Teams des HV Oberviechtach folgten.
Was macht nun ein solcher Star in OVI?
Im Umfeld der Mini-WM, an der die beiden Oberviechtacher D-Jugend-Teams teilgenommen hatten,nahm Michael Teplitzky in seiner Funktion als Trainer und Lehrer ihm das Versprechen ab, nach OVI zu kommen. Dominik Klein ist nämlich nicht nur als Redner tätig. Seit 2019 schiebt er als Geschäftsführer der BHV-Marketing GmbH verschiedene neue Projekte an, vor allem in den Bereichen Talentförderung und Bildung. Dass gerade der HV Oberviechtach in Verbindung mit dem OGO exzellente Jugendarbeit leistet, hatte der Präsident des BHV, Georg Clarke, erst einige Tagevorher beim Ostbayerischen Bezirkstag betont. So war die Kombination Vortrag plus Training für beide Seiten ein Gewinn. Außerdem stand am Folgetag noch das Turnier der umliegendenGrundschulen mit ihren Drittklässlern an, das Klein begleitete und bei dem er die Siegerehrung vornahm (Bericht folgt).
Speaker, Trainer, Motivator – in allen Rollen weiß Dominik Klein zu überzeugen
Damit hatten die Veranstalter vom Ortenburg-Gymnasium und dem HV Oberviechtach unterFederführung von Michael Teplitzky nicht gerechnet. Knapp 200 Teilnehmer wollten sich den Vortragdes Weltmeisters von 2007 nicht entgehen lassen. So mussten noch zusätzliche Stühle in der Gymnasium-Aula aufgestellt werden. Und sie wurden nicht enttäuscht: Dominik Klein gestaltete die 90 Minuten so kurzweilig, dass man gar nicht merkte, wie die Zeit verflog.
Die Liste seiner Erfolge ist ellenlang: 2007 Weltmeister mit Deutschland, mit dem THW Kiel 3x die Champions League gewonnen, 8x Deutscher Meister, 6x DHB Pokalsieger. Seine Bundesliga-Karrierehat der geborene Unterfranke in Großwallstadt begonnen. Nach zwei Jahren beim französischem HBC Nantes beendete er seine Profilaufbahn in 2018.
An den Eckpunkten dieser Karriere, mit den vielen Höhepunkten, aber auch einigen Niederschlägen, richtete der mittlerweile 36-Jährige seinen Vortrag „Lass mal wieder abklatschen“ aus. Darin ging er zuerst auf die Wichtigkeit des Rituals „Abklatschen“ innerhalb einer Gemeinschaft ein. Es solle nicht in nur in Erfolgsmomenten, sondern auch als Fairplay-Geste und zur Aufmunterung, zur gegenseitigen Unterstützung zum Einsatz kommen.
Größter Erfolgsfaktor seines früheren Arbeitgebers THW Kiel, dem „Bayern München des Handballs“, bzw. stellvertretend für alle Teams ist für ihn Respekt. Ganz gleich, ob das Team nun eine Sportmannschaft, die Abteilung einer Firma oder eine Schulklasse usw. ist. Respekt vor der Leistung gegnerischer Sportler (oder Wettbewerber, Mitschüler), Respekt vor der Leistung der Mitspieler(oder Mitarbeiter), Respekt vor der Leistung der Schiedsrichter (oder Lehrer, Arbeitgeber, Funktionäre). Man muss nicht einer Meinung sein – nur sollte man immer respektvoll im Umgang mit anderen sein. Weitere zentrale Faktoren sind für ihn Disziplin, Selbstbewusstsein, Motivation und Leidenschaft. Mit Hilfe einer jungen Handballerin zeigte Klein auf, wie wichtig positiv kanalisierte Emotionen nicht nur im Sportbereich sein können.
Während einer so langen Karriere sind natürlich auch Rückschläge zu verzeichnen. Er verriet, dass er nach einem derartigen Ereignis die Leistungen des Mentalcoaches Jürgen Boss in Anspruch nahm und der sogar von 2010 bis 2018 vor jedem (!) Spiel mit ihm telefonierte um sich in „einen guten Zustand“ zu bringen. Oder wie er nach seiner schweren Knieverletzung gestärkt wieder auf die Handballbühne zurückkam. Er riet jedem Zuhörer, sich Unterstützung zu holen. Natürlich könne sich nicht jeder einen Mentalcoach leisten, diese Funktion könne genauso eine guter Freund, Trainer oder Lehrerübernehmen, mit dem man ein auf gegenseitiges Vertrauen gegründetes Verhältnis hat. Gerade Männer sollten mehr kommunizieren, nicht so viel in sich reinfressen, sich Feedback holen und sich selbst ständig hinterfragen: „was sind meine Stärken“. Dominik Klein: „Die innere Haltung beeinflusst das Äußere, genauso ist es aber auch umgekehrt“.
Auch wenn der Inhalt nach schwerer Kost klingt, verstand er es sehr geschickt, das Thema mit einer anschaulichen Leichtigkeit zu versehen, der auch die vielen jungen Zuhörer folgen konnten. Über dies war sein Vortrag mit vielen spannenden Anekdoten aus seiner Karriere gespickt.
Es war schon erstaunlich, mit welcher Souveränität und Mühelosigkeit er durch den Abend referierte und Zwischenfragen beantwortete. Mochten diese noch so komplex erscheinen, Dominik Kleinschaffte es immer wieder den Faden richtig aufzunehmen, mit seinen Antworten auf die Themen seines Vortrages zu lenken und eine Verknüpfung herzustellen. Das junge Publikum hatte er schon von der ersten Sekunde in den Bann gezogen, alle älteren Teilnehmer dann in kürzester Zeit.
Zum Abschluss der Veranstaltung fiel die Fragerunde dann verhältnismäßig kurz aus, denn die vielen anwesenden Kinder und Jugendlichen hatten bereits tagsüber, im Anschluss an die Trainingseinheiten, dafür sowie für Autogrammwünsche Zeit gehabt. Die Kids waren von dem zugänglichen Sportstar hellauf begeistert, weil er auf alle noch so verrückten Ideen und Frageneinging und dabei so nahbar wie ein guter alter Freund war. Dominik Klein ist auf dem Bodengeblieben. So wie man das von einem Handballer erwarten durfte, auch wenn er einer der erfolgreichsten deutschen Handballer aller Zeiten ist.